2014 feierte die österr. Firma Steyr Mannlicher ihr 150-jähriges Bestehen. Fußend auf einer Jahrhunderte alten Tradition des Waffenbaues, die bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht, gründet der junge Büchsenmacher Josef Werndl die „Josef & Franz Werndl Company, Waffenfabrik und Sägemühle in Oberletten“. Aus dieser entsteht später die „Österreichische Waffenfabriksgesellschaft“ und in späterer Folge die Steyr Daimler Puch AG.
Ferdinand Ritter von Mannlicher, er hatte auf der Wiener TU Maschinenbau studiert und einen Waffensystemwettbewerb gewonnen, konstruierte das System und Otto Karl Schönauer das Trommelmagazin. Das System basierte auf dem Mannlicher Modell 1893, das von der rumänischen Armee verwendet wurde und als Grundlage des hier besprochenen Jagdgewehres Mannlicher Schönauer dient. Während das Mausersystem 1898 millionenfach als reines Militärsystem gebaut wurde und eigentlich nur als Abfallprodukt als Jagdwaffe umgebaut worden ist, wurde unser Mannlicher Schönauer bis zur Baueinstellung im Jahre 1972 rd. 73.000-mal als reine Jagdwaffe gebaut.
Zuerst erschien im Jahre 1900 das Modell 6,5 x 54, bei dem noch der militärisch angehauchte kugelförmige Kammergriffstängel verwendet worden ist. Dann folgte das jagdliche Modell 1903 im selben Kaliber mit einer Lauflänge von 45cm als Stutzen und als Halbschaftausführung mit einem 60cm Lauf.
Speziell der Stutzen wurde bei Hochgebirgsjägern international bekannt, da er bei dem 10,3 g Standardgeschoß eine hohe Querschnittsbelastung aufweist, was zu einer großen Tiefenwirkung führt.
Mit Vollmantelgeschossen wurde sie sogar von dem bekannten Elefantenjäger Karamoja Bell verwendet, der damit rd. 1.000 Elefanten mit Gehirnschüssen zur Strecke brachte (unter einer Leiterverwendung). Weiters jagten damit Ernest Hemingway, er spricht in seinen Romanen vom „kleinen Mannlicher“, die Großwildjäger Stigand, Percival und unser österr. Großwildjäger E. A. Zwilling.
1905 wurde das Modell 9 x 56, 1908 das Modell 8 x 56 und 1910 das Modell 9,5 x 57 gebaut
Nach dem ersten Weltkrieg waren in Österreich als Verliererstaat Repetierbüchsen untersagt, deswegen wurden Einzellader ohne Magazin gefertigt. Es erschienen dann 1924 verschiedene neue Kaliber mit einem größeren Magazin, wie z.B. 7 x 57, 7 x 64, .30-06, 8 x 57, 8 x 60, 9,3 x 62 und 10,75 x 68.
Nach dem 2.Weltkrieg wurde mit dem Modell 1950 die Fertigung wieder aufgenommen, mit populären Kalibern von .243 Win. bis zur 9,3 x 64. In dem Magnum Kalibern wurde der MS in 6,5 x 68, 8 x 68 und .458 Winchester hergestellt.
Ende der 1960-Jahre erschien dann das Nachfolgemodell Steyr-Mannlicher, welches 1972 das Ende des MS bedeutete. Der alte MS war in seiner Fertigung äußerst aufwändig herzustellen. Er ist eine Ganzstahlwaffe, wo z.B. das Gehäuse aus einem Stück herausgefräst worden ist. Dies war natürlich sehr zeitaufwändig, so dass zum Fertigungsende der Ladenverkaufspreis schon niedriger war, als der Fertigungspreis, was aber in Österreich, wie wir alle wissen, bei einem verstaatlichten Unternehmen keine Rolle gespielt hat (heute ist die Firma privatisiert).
Technisch gesehen ist der MS ein Repetiergewehr mit Zylinderverschluß, mit hinterer offener Hülsenbrücke. Der Kammerstängel verriegelt vor ihr. Der MS hat wie der Mauser 98 eine 2. Warzenverriegelung, die hintere Brücke dient nur als Notverriegelung, damit bei Versagen dem Schützen der Verschluss nicht ins Gesicht fährt Der MS hat als Besonderheit ein rotierendes Trommelmagazin mit einem Fassungsvermögen von 5 Patronen, die vom Verschluss gerade in den Lauf geschoben werden, weshalb es auch zu keinen Deformationen der Geschoßspitzen wie beim Mauser 98 kommen kann. Da der MS aus Systemteilen weitgehend sorgfältig handgefertigt worden ist, ist er auch für seinen weichen Verschlussgang berühmt.
Der MS hat eine auf den Schlagbolzen wirkende Flügelsicherung, bei späteren Modellen hat er noch eine zusätzliche Abzugssicherung.
Als Abzug wurde hauptsächlich der deutsche Stecherabzug gebaut, ein direkt wirkender Flintenabzug war als Option möglich.
Die Schaftform war in der Standardausführung mit geradem Schaftrücken und deutscher Backe in Ganzschaft- oder Halbschaftausführung lieferbar.
Abschließend vielleicht noch etwas zu den Preisen bei Fertigungsbeginn: Die Fa.Springer war in der österr. Monarchie der Generalvertreter der MS und in ihren alten Katalogen kostete ein MS etwas über die Hälfte eines handgefertigten Kipplaufstutzens – ein damals doch beachtlicher Preis, speziell verglichen mit den heutigen Industrierepetierern.