Die Jägersprache und die jagdliche Begrüßung
Die Pflege und Verwendung der Jägersprache als Standessprache und Fachsprache ist unter Jägern allgemein üblich und gilt als Selbstverständlichkeit. Anwesenden Nicht-Jägern gegenüber soll sie vermieden werden, damit nicht der Eindruck einer unangebrachten Abgrenzung entsteht. Mindestens müssen Begriffe, die sich nicht von selbst erklären, „übersetzt“ werden. Jäger begrüßen und verabschieden sich gegenseitig mit „Waidmannsheil“. Mit „Waidmannsdank“ antwortet der Jäger, wenn das „Waidmannsheil“ als Glückwunsch zur Beute verwendet wird. Ebenso antwortet der Jäger grundsätzlich mit „Waidmannsdank“ auf das „Waidmannsheil“ eines Nichtjägers.
Die jagdliche Bekleidung
Zur Jagd und bei Zusammenkünften trägt der Jäger jagdliche Bekleidung und einen Hut oder eine andere Kopfbedeckung. Sind an dieser Kopfbedeckung jagdliche Trophäen befestigt, ist es selbstverständlich, dass sie von selbst erlegtem Wild stammen, da man sich nicht mit „fremden Federn“ schmückt. Heute trägt der Jäger üblicherweise eine Bekleidung, die sich mehr an praktischen Forderungen denn am Brauchtum orientiert. Bei Gesellschaftsjagden wird aus Sicherheitsgründen Warnkleidung oder zumindest eine Warnweste getragen um der Vorschrift der Berufsgenossenschaft zu entsprechen. Militärische oder inzwischen daraus abgeleitete jagdliche Tarnkleidung ist bei jüngeren Jägern inzwischen verbreitet, wird von vielen älteren Jägern aber abgelehnt, da sie gegenüber Nicht-Jägern einen negativen Eindruck erzeuge.
Jagdhornsignale und Jägerlieder
Meist werden zu Beginn einer gemeinsamen Jagd die Signale „Begrüßung“ und „Aufbruch zur Jagd“ geblasen. Während der Jagd Signale mit dem Jagdhorn zu blasen, verliert heute immer mehr an Bedeutung. Mobiltelefon oder Funkgerät übernehmen die Kommunikation während der Jagd. In vielen Revieren ist der Geräuschpegel durch die Umwelt inzwischen so hoch, dass die jagdlichen Hornsignale, die an sich weit zu hören sind, nicht mehr ausreichen. Außerdem werden sie von vielen Jagdteilnehmern, z.B. Treibern, nicht mehr verstanden. Am Ende der Jagd wird die Strecke mit den „Totsignalen“ für die entsprechenden Wildarten, sowie „Ende der Jagd“ bzw. „Halali“ verblasen.
Jagdmusik und Jägerlieder werden vor allem nach dem Schüsseltreiben und zu Jägerabenden geblasen und gesungen.
Chöre und Studentische Jagdverbindungen pflegen die Tradition des jagdlichen Liedgutes, auch als Chorgesang mit Hornbegleitung. [1]
Die Bruchzeichen
Die Bruchzeichen, soweit sie als Mitteilungsmittel Verwendung finden, werden heute von vielen Jägern durch Trassierbänder (rot-weiße Plastikbänder) ersetzt. Sie in ihrer ursprünglichen Form zu benutzen ist nicht nur brauchtumsgerecht, sondern hat auch Vorteile im Sinne des Umweltschutzes. Wenn der Jagdherr einem erfolgreichen Schützen den Schützenbruch überreicht, wird der Bruch auf dem Hut oder der Klinge des Jagmessers angeboten.
Verhalten gegenüber erlegtem Wild
Ein Stück Wild soll vom Jäger nicht nur als handwerklich sauber erlegtes Tier angesehen werden, das im rechtlichen Sinn nicht mehr nur als Sache gilt[2], sondern er soll sich seiner Verantwortung bewusst sein, dass er über Leben entschieden hat und bei der „roten Arbeit“ ein wertvolles Lebensmittel zu versorgen hat. Für das „Aufbrechen“ (Ausweiden) des Tieres gibt es auch Brauchtumsvorschriften, die aber heute nur noch da befolgt werden, wo sie nicht aus Gründen der Fleischhygiene zu verwerfen sind. Besonders bei Gesellschaftsjagden nach dem Ende der Jagd entspricht diesem Gedanken der Verantwortung das Legen der Strecke und die folgende Ehrung des Wildes durch die entsprechenden Jagdsignale. Das Wild wird in bestimmter Reihenfolge jeweils auf die rechte Körperseite gelegt. Jedes erlegte Tier erhält einen Bruch, meist einen Fichtenzweig, mit dem es geschmückt wird. Zunehmend wird die Strecke nicht mehr im Ganzen gelegt, sondern nur noch symbolisch ein Stück pro Wildart. Der Streckenplatz wird üblicherweise mit Feuern oder Fackeln beleuchtet, alle Jagdbeteiligten sind anwesend. Nach Bekanntgabe, was erlegt wurde, wird jede Tierart mit einem „Totsignal“ auf dem Jagdhorn „verblasen“ und dem Erleger wird vom Jagdleiter mit „Waidmannsheil“ ein Bruch überreicht, den er an seinen Jägerhut steckt. Den Abschluss bilden die Jagdhornsignale „Jagd vorbei“ und „Halali“.
Schüsseltreiben und Jagdgericht
Zum Ende einer Gesellschaftsjagd, insbesondere einer Treibjagd, erfolgt ein gemeinsames Essen der Jäger, Treiber und Hundeführer, das sogenannte Schüsseltreiben (regional, z. B. in Süddeutschland auch Knödelbogen). Hierbei wird oft ein Jagdgericht einberufen, das Jäger, Treiber und Hundeführer, die gegen das Brauchtum verstoßen haben, „bestraft“. Die Strafen bestehen meist aus Getränkerunden und harmlosen Späßen. Körperliche Strafen, wie Schläge mit dem Waidblatt, einem großen Jagdmesser auf das entblößte Hinterteil, sind nicht mehr üblich. Das Jagdgericht kann auch Ehrungen für vorbildliches Verhalten vornehmen. Ein Verstoß gegen Sicherheitsbestimmungen hingegen ist nicht Gegenstand der Verhandlung.
Abseits der Strafen werden beim Schüsseltreiben Gegenstände wie das Waidblatt aber auch genutzt, um Neulinge, z. B. Jungjäger in den Kreis aufzunehmen. Neben dem Schlag zum Jäger (vgl. Ritterschlag) nahm dieser Initiationsritus früher mancherorts herabwürdigende Züge an (z.B. Apportieren von Gegenständen, Spirituosen durch Waffenläufe trinken).
Jägerlatein
Das Jägerlatein umfasst Geschichten und Erzählungen, deren Inhalt zwar denkbar ist, aber nicht stimmt. Sie haben witzigen, anekdotenhaften Charakter, dürfen aber niemals eine Lüge sein. Die Unwahrheit muss erkennbar bleiben (Beispiel: „Bei uns jagen wir die Kaninchen mit Elefanten. Wir brauchen nun keinen Geländewagen mehr und der Elefant kann mit seinem Rüssel die Kaninchen aus dem Bau pusten. Wir schießen sie dann wie Tauben, wenn sie aus den Röhren des Baues herausfliegen…“).
Aberglauben
Der jagdliche Aberglaube spielt nach wie vor eine Rolle. Beispiel: Eine gerade Anzahl von Patronen, zur Jagd mitgenommen, sorgt sicher dafür, keinen Erfolg zu haben.
Waidgeschrei
Wenn in einer Gruppe von Jägern ein Kamerad geehrt wird oder sich die Versammlung für eine Runde Getränke bedankt, wird ein Waidgeschrei angestimmt: Einer ruft laut „Horrido“ und die Gruppe antwortet mit einem lauten „Johoo“. Es wird dreimal geschrien. Meist folgt im Anschluss ein gemeinsamer Gesang der Zeile: „Ein Horrido, ein Horrido, ein Waidmannsheil, …“.
Quelle: wikipeda